Wochenspruch
Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben
ist, als wir noch Sünder waren. (Römerbrief 5, 8)
Wochenpsalm: Psalm 25
Nach dir, Herr, verlangt mich. Mein Gott, ich hoffe auf dich.
Lass mich nicht zuschanden werden, dass meine Feinde nicht frohlocken über mich.
Denn keiner wird zuschanden werden, der auf dich harret, aber zuschanden werden die leichtfertigen Verächter.
Herr, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Steige!
Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich! Denn du bist der Gott, der mir hilft. Täglich harre ich auf dich.
Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.
Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen.
Gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit, Herr, um deiner Güte willen!
Der Herr ist gut und gerecht, darum weist er Sündern den Weg.
Er leitet die Elenden recht und lehrt die Elenden seinen Weg.
Ehr´ sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Tagesgebet
Du großer und wunderbarer Gott! Du hättest allen Grund, dich über uns zu ärgern, und begegnest uns dennoch mit großer Geduld. Wir bitten dich: Schau nicht auf unsere Schuld, sondern lass deine Barmherzigkeit walten über uns, durch Jesus Christus, unseren Herrn, der für uns gestorben und auferstanden ist, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Predigttext: Jesaja 5, 1-7
Wohlan, ich will meinem lieben Freunde singen, ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg: Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe. Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte. Aber er brachte schlechte. Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg! Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte? Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er kahl gefressen werde. Und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde. Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen. Des Herrn Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas sind seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, aber siehe, da war Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit, aber siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.
Kurze Auslegung
Ganz ehrlich, liebe Gemeinde: Ich kann ihn verstehen, den Weinbergbesitzer! Er ärgert sich. Er ist enttäuscht. Da wächst und gedeiht einfach nichts, ganz gleich, wie viel Mühe er sich gibt. Krumm gelegt hat er sich für seinen Weinberg. Aber es war alles umsonst. Dabei liegt ihm dieser Weinberg besonders am Herzen. Regelrecht geliebt hat er ihn. Das merkt man an der Wut, die er jetzt empfindet, an seiner Enttäuschung: „Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er kahl gefressen werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde! Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen.“ Meine Güte: Der Typ ist wirklich sauer, bitter enttäuscht und tief verletzt! In seinem Zorn kündigt er an, den Weinberg fortan nicht länger zu lieben. Ende im Gelände!
Sicher ahnen Sie es: Gott ist der Weinbergbesitzer in dieser Geschichte. Er ist wütend und enttäuscht über die Menschen, die trotz aller seiner Liebe und Fürsorge einfach nicht gedeihen und keine Frucht bringen wollen. Aber Gott gibt nicht auf. Er kennt keine Hoffnungslosigkeit. Über alle Maßen liebt er sein Volk. Wieder und wieder vergibt er ihm, bis er letztlich in Jesus Christus einen neuen Anfang macht und einen Bund mit der gesamten Menschheit schließt. Sein Weinberg, das sind heute nicht mehr allein die Juden wie zur Zeit Jesajas. Das sind wir alle. Wir gehören dazu! Gott pflegt den Weinberg, seine Kirche. Er räumt das Geröll weg und
gießt die Pflanzen. Er lässt uns sein Wort hören, damit wir etwas haben, woran wir uns halten können. Er beschneidet die Reben, stutzt sie zurecht. Und er bewässert den Garten mit seiner Liebe, mit seiner Güte und seiner Vergebung.
Bei alledem ist Gott ein unverbesserlicher Optimist, ein grenzenlos Liebender. Er könnte schließlich auch zu sich selber sagen: Das hat doch alles keinen Sinn! Du hast es lange genug vergeblich probiert. Sieh dir deine Kirche an und was aus ihr geworden ist! Und deine Boten: Mit solchen Leuten ist kein Staat zu machen. Sieh dir deine Gemeinde an: Sie sind so hoffnungs- und orientierungslos wie alle anderen auch. Sie sind müde und ängstlich und mutlos, als wüssten sie nichts von dir. Oft sind sie egoistisch und starrsinnig. Gib es doch endlich auf, alter Mann! Du mühst dich umsonst. Das wird nichts mehr!
Aber Gott kennt keine Hoffnungslosigkeit, schon gar nicht, wenn es um uns geht! Er gibt uns nicht auf, wie verkümmert wir auch sein mögen! Manchmal frage ich mich, wie lange Gott das wohl noch durchhält. Im Bild vom Weinberg, das Jesaja hier skizziert, merken wir ja, wie sehr es Gott schmerzt, dass wir keine Frucht bringen, dass unser Glaube brachliegt und unsere Hoffnung verkümmert. Es tut ihm weh, wenn hier jeder nur für sich selbst lebt, innerlich tot ist und ohne Liebe für den Anderen. Es macht Gott Kummer, wenn sein Wort unter uns keine Frucht trägt, wenn seine Güte ohne Folgen bleibt, wenn wir seine Vergebung nicht weitertragen. Gott leidet, wenn wir uns nicht bemühen, dem Leid in der Welt ein Ende zu bereiten, wenn wir den Menschen in Not unsere Türen und unsere Herzen verschließen.
Es kann nicht sein, dass wir Gottes Wort hören und uns dann nur die Rosinen herauspicken, dass wir seinen Trost nehmen, aber nichts zu geben bereit sind. Wir, die Christen, Gottes Weinberg, seine Kirche, wir sollen wachsen und gedeihen, auf dass wir eines Tages doch noch Früchte bringen. Die Chance ist da. Und Gott traut es uns zu.
Darum bewahre der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn. Amen.
Fürbitten und Vaterunser
Barmherziger Gott, du bist den Leidenden nahe, denn du selbst bist den Weg des Leidens gegangen bis ans Kreuz - und weiter: durch den Tod hindurch zum Leben. Wir fürchten um unsere Gesundheit, um unser Leben, wenn wir hören und sehen, was Menschen überall in der Welt aushalten müssen, welches Leid sie tragen. Wir erschrecken davor und hoffen, dass es uns nicht trifft. Aber wir glauben, dass du auch dann bei uns bist, wenn wir Angst haben, dass du uns behütest jeden Tag.
Wir bitten dich für die Menschen, die den Tod auf sich zukommen sehen: Lass ihre Hoffnung wachsen und ihre Angst schwinden. Wir bitten dich für die Verbitterten, denen über ihrem Schicksal der Glaube zu zerbrechen droht: Gib ihnen deinen Frieden, der alle Vernunft übersteigt, und lass sie Menschen finden, durch die sie deine Liebe erfahren können wie ein Licht in der Finsternis. Wir bitten dich für alle, denen ihr Leben sinnlos erscheint, die es am Liebsten wegwerfen möchten: Lass sie begreifen, wie unendlich wertvoll sie sind – für dich, für sich selbst und für andere.
Gott, wir bitten dich für uns alle: Wenn wir gerade nicht verstehen können, warum dieses Unglück, jene Sorge oder diese Krankheit uns trifft, dann lass diese Frage uns nicht von dir trennen. Hilf uns zu glauben. Deine Liebe führt uns Wege, die wir nicht verstehen: aus dem Dunkel ins Licht, aus der Trauer zur Freude, durch den Tod hindurch ins Leben.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde dein Name / Dein Reich komme /
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben
unsern Schuldigern / Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen / Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit / Amen.
Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Lieder:
„Wenn wir in höchsten Nöten sein“ (EG 366);
„Wach auf, wach auf“ (EG 145), Strophen 1+4-7 (zur Predigt)