Wochenspruch
Christus spricht: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. (Lukas 18, 31)
Wochenpsalm: Psalm 31
Herr, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit! / Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends! Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest! / Denn du bist mein Fels und meine Burg und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen. / Du wollest mich aus dem Netze ziehen, das sie mir heimlich stellten. Denn du bist meine Stärke. / In deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott. / Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte, dass du mein Elend ansiehst und kennst die Not meiner Seele / und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes. Du stellst meine Füße auf weiten Raum. / Meine Zeit steht in deinen Händen. Errette mich von der Hand meiner Feinde und von denen, die mich verfolgen. / Lass leuchten dein Antlitz über deinem Knecht. Hilf mir durch deine Güte!
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Tagesgebet
Herr, unser Gott, du hast Glauben, Hoffnung und Liebe in unsere Herzen gegeben. Nun lass diese Gaben wirken in uns, damit wir aufmerksam durchs Leben gehen und tun, was du von uns erwartest. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Predigttext: Jesaja 58, 1-9a
Rufe laut, halte nicht an dich! Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk seine Abtrünnigkeit und dem Hause Jakob seine Sünden! Sie suchen mich täglich und wollen gerne meine Wege wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern von mir Recht, sie wollen, dass Gott ihnen nahe sei. Sie sagen: »Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum kasteien wir unseren Leib, und du willst es nicht wissen?« Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter. Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein. Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr es jetzt tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll. Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit, wenn ein Mensch seinen Kopf hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet? Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der Herr Wohlgefallen hat? Ist nicht das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Heißt es nicht: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen. Dann wirst du rufen, und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich.
Kurze Auslegung
Am Mittwoch ist Aschermittwoch. Da beginnt die Passionszeit, die Fastenzeit. Und ums Fasten geht es auch hier im Predigttext: Gott lässt seinem Volk durch den Propheten mitteilen, es solle den ganzen Quatsch, den es da rund ums Fasten veranstaltet, schnellstmöglich bleiben lassen. Und warum? Weil Fasten eine Frage der Einstellung ist, der Lebenshaltung, und keine Frage der Nahrungsaufnahme.
Fasten heißt bewusster leben und nicht bewusster essen. Das ist ein riesiger Unterschied. „Ja, seid ihr denn bescheuert?“, fragt Gott durch den Propheten. „Wie könnt ihr nur auf die aberwitzige Idee kommen, ich wäre begeistert von eurer Enthaltsamkeit in Bezug auf Nahrungsmittel, Fleisch, Alkohol oder ähnliches, wenn ihr gleichzeitig eure Mitmenschen fies behandelt, Unrecht tut und andere unterdrückt? Damit könnt ihr bei mir keinen Blumentopf gewinnen.“ So lautet seine Botschaft.
Und diese Botschaft trifft auch uns heute mit voller Wucht, jeden einzelnen und jede einzelne, unabhängig davon, ob er aus gesundheitlichen Gründen fastet, ob sie aus religiösen Motiven in der Fastenzeit auf Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten oder was auch immer verzichtet, oder ob er mit dem ganzen Fastengedöns gar nichts zu tun haben will. Falsch sind nämlich alle drei Ansätze!
Fasten muss sein, Fasten soll sein, Fasten macht Sinn. Gott hat durchaus ein Interesse daran, dass wir das ernstnehmen. Das wird im Predigttext deutlich. Aber Fasten funktioniert eben nicht so, wie die meisten Menschen es betreiben. Und das betrifft interessanterweise die atheistischen Jogiflieger genauso wie die ultrafrommen Betschwestern. Beim Fasten geht es nicht um veränderte Ernährungsgewohnheiten, sondern es geht um eine radikale Veränderung des Lebenswandels: „Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“ Das ist doch klar und unmissverständlich formuliert!
Ein erfülltes Leben finden wir nicht durch hungern. Ich weiß: Ab dem dritten Tag ohne feste Nahrung fängt der Körper an, verstärkt Glückshormone auszuschütten. Natürlich fühlt sich das gut an. Auf einmal wird man „high“ - ganz ohne Drogen! Aber man ist halt immer noch der gleiche niederträchtige Sausack, der man vorher schon war. Sich besser zu fühlen heißt nicht ein besserer Mensch zu sein. Gefühle sind trügerisch!
Ich denke, wir sollten die Sache anders herum angehen: Versuche ein besserer Mensch zu sein, versuche Gott nahe zu kommen und nach seinem Wort zu leben. Und dann – da bin ich mir ganz sicher! – wirst du dich auch besser fühlen. Dann erlebst du ein heilsames Gefühl, das nicht nur deinen Körper, sondern auch deinen Geist, deine Seele, dein ganzes Selbst ergreift. Das ist dann „Heilfasten“ im wahrsten Sinne des Wortes!
Sieben Wochen Fastenzeit haben wir vor uns. Sieben Wochen, in denen wir aufgefordert sind, unsere Lebensgewohnheiten, unseren Umgang mit unseren Mitmenschen und unsere Beziehung zu Gott kritisch zu hinterfragen. Dass wir sie sinnvoll nutzen, dass wir dabei zu überzeugenden Ergebnissen gelangen und gute Wege finden sie umzusetzen, dazu bewahre der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.
Amen.
Fürbitten und Vaterunser
Jesus, Sohn Gottes, du bist gehorsam den Weg gegangen, den der Vater dir gewiesen hat. Wir sollen dir folgen. Dafür bitten wir dich um deine Hilfe:
Du hast geredet, wie kein anderer redet. Was du zu sagen hattest, machte Menschen froh und frei. Lass noch heute dein Wort unsere Herzen erreichen, damit wir uns Zeit nehmen für dich und für das, was du uns zu sagen hast.
Du hast den Menschen nicht irgendetwas gegeben, sondern dich selbst. Du hast dich verschenkt. Warum hängen wir so sehr an unserem Eigentum, an unseren Rechten? Hilf uns zu verzichten und zu teilen, hilf uns gerecht zu sein.
Du hast für Verbrechen gelitten, die du nicht begangen hast, und hast noch im Sterben Gottes Güte bezeugt. Befreie uns vom Drang zur Vergeltung, damit wir vergeben lernen, wie dein Vater im Himmel uns vergibt.
Der Weg, den du gegangen bist, Jesus, soll unser Weg sein. Dein Geist soll uns begleiten und ermuntern, ihn zu gehen - in deiner Nachfolge zur Freude des Vaters. Zu ihm beten wir mit den Worten, die du uns gelehrt hast:
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern / Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen / Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
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